von akkku » 04.01.2012, 22:37
Hab mir erst überlegt, ob ich dafür einen neuen Thread eröffnen soll, aber irgendwie hängt es ja alles zusammen:
+++ DAS RÄTSEL DER SCHIFFE VON FORMENTERA +++
Was klingt wie ein neuer Inselkrimi von Niklaus Schmid ist die Überschrift des Diario zu einem recht unappetitlichen Thema: Es ist nämlich aufgefallen, dass von den 60.000 Schiffen (in Worten sechzigtausend) die jedes Jahr zwischen Ibiza und Formentera hin- und herdüsen nur 300 (!!!) (in Worten dreihundert) ihre Fäkal- und anderen Abwässer ordnungsgemäß in den Häfen entsorgen. Alle anderen lassen die Plörre einfach direkt ins Meer ab und kümmern sich nicht weiter drum.
Auf den Pitiusen existieren 10 „Häfen“ davon 6 Yachthäfen, 3 reguläre Häfen und 2 Yachtclubs mit zusammen knapp 3000 Liegeplätzen. Jeder der Liegeplätze hat ungefähr 20 Schiffe und Yachten pro Jahr, was zu der erstaunlichen Zahl von 60.000 führt. Davon haben aber nur 300 überhaupt in den Häfen nachgefragt, wie sie ihre Abwässer entsorgen können. Das Unschöne daran: Die Schiffsbesitzer handeln noch nicht einmal illegal, denn erstens gibt es in vielen der Häfen überhaupt nicht die erforderlichen Einrichtungen zum Abpumpen der Abwässer und zweitens erlaubt die spanische Gesetzgebung das Einleiten von Fäkalien ins Meer solange man sich 12 Seemeilen von der Küste entfernt mit mehr als 4 Knoten Geschwindigkeit befindet.
Auf Formentera verfügt der Yachthafen Formentera Mar mit seinen 90 Ankerplätzen (jeweils ca 40 Schiffe pro Jahr) z.B. über Einrichtungen zum Absaugen von ölhaltigen Wasser und zur Abnahme von Batterien, Plastik und anderen verschmutzen Abfällen aber nicht für das Abpumpen von Fäkalien und Bilgenwasser. Nach Auskunft von Formentera Mar sei man auch nicht verpflichtet dazu, da der Hafen vor Inkrafttreten des Gesetztes, dass solche Installation vorschreibt, gebaut worden sei. Es werde auch nie danach von Schiffseignern gefragt. Der Betreiber Marina Formentera dagegen verfügt über sämtliche erforderlichen Vorrichtungen zum Abpumpen von allen Abwässern. Laut Marina Formentera wird der Service sogar mehr als in jedem anderen Hafen der Pitiusen nachgefragt. Ca 3 Fäkalabpumpungen pro Tag würden im Sommer durchgeführt.
Alle Hafenbetreiber geben zu, dass im Vergleich zur Schiffsanzahl die Inanspruchnahme des Services nur sehr gering sei und nur die sensibilisiertesten Schiffseigener danach fragen würden. Gerade diese Sensibilisierung würde aber vielen Yachtbesitzer, die vor den Pitiusen cruisen fehlen.
+++ ENTSORGUNG +++
Die Hafenbehörde der Balearen gab zu Bedenken, dass die Yachthäfen dazu verpflichtet seien Fäkalien, Ölabwässer und „festen“ Abfall (Plastik etc.) der Schiffe, die in ihnen ankern entegenzunehmen. Allerdings ist die Vorschrift so schwammig abgefasst, dass es Auslegungssache bleibt, in welcher Form oder ob überhaupt der Service angeboten wird. So müsse der Hafen den Service nur formal anbieten, könne ihn an eine Spezialfirma z.B. Retratoil, ABH, Servmar oder Herbusa outsourcen, die aber nie in Erscheinung treten müsse um den Service wirklich durchzuführen.
+++ FÄHRSCHIFFE +++
Bei größeren Kreuzfahrtsschiffen lässt sich nicht genau sagen, ob sie ihre Fäkalien nicht doch in irgendeinem Hafen auf ihrer Reise ordnungsgemäß entsorgen, aber bei den Fährschiffen, die jährlich 1,2 Mio Passagiere zwischen Ibiza und Formentera hin- und herjetten und die eigentlich gezwungen sind ihre Abwässer entweder in Ibiza oder Formentera zu entsorgen, erstaunt schon, dass z.B. Balearia und Mediterránea Pitiusa und Trasmapi zwar über Retraoil- bzw. Servmar-Verträge zum Abpumpen von ölhaltigem Wasser verfügen, keine dieser Firmen aber die Fäkalien abpumpt.
+++ „BESCHISSENE“ BESCHWICHTIGUNG +++
Der Geschäftsmann und ehemalige Vertreter für den nautischen Sektor in der Handelskammer Ibizas/ Formenteras Mariano Torres nennt die Meldungen über den schlechten Zustand der posidonia übertrieben. Der „Pflanze ginge es gar nicht so schlecht2 und „plötzlich seien alle über die Abwässer der Yachten besorgt“ er könne zweifelsohne versichern, dass niemand im Salinen-naturpark seine Schiffsabwässer verklappen würde, oder habe jemand denn etwa schwimmen Exkremente im Meer gesehen?“ „90% der Yachttagestouristen Formenteras würden zum Illetas fahren und ihre Geschäfte brav auf der Yacht machen.“ „Diejenigen, die jetzt Alarm schlagen würden über den Zustand des Meeresbodens seien einfach Leute, die keine Ahnung häten was ein Schiff ist.“ „Hinter allem würden doch nur geschäftliche Inetressen der Bojenbetreiber stehen, denn schließlich sei es ein einträgliches Geschäftsmodell Yachtbesitzer einen Zwangsliegeplatz anzubieten und diese Liegeplätze zu unterhalten“ „Man müsse sich entscheiden: Qualitätstourismus oder Posidoniaschutz“.
+++ KILLERALGE +++
Meeresbiologen warnen vor der wachsenden Verbreitung von schädlichen Algen vor Formentera, die unter ihrem tödlichen Teppich des alles erstickenden Grauens z.B. die Posidoniapflanzen zerstören. Die Schadalgen finden Nährstoffe in den illegalen Schmutzwassereinleitungen der Schiffe. Teils sei zu beobachten, dass sie da am besten gedeihen, wo sich viele Yachten ansammeln. In den letzten Jahren hat sich das Ausbreiten der Killeralge beschleunigt, weil immer mehr Schiffe zwischen Ibiza und Formentera kreuzen und vor Formentera ankern. Die Algen breiten sich dann auf dem Meeresboden aus und bedecken die restliche Meeresfauna, so dass alle anderen Pflanzen absterben, weil die Fotosynthese nicht mehr durchgeführt werden kann. Zuerst waren Meeresbiologen (darunter auch Manu San Felix) davon ausgegangen, dass das verstärkte Wachstum der Algen auf die unterseeischen Abwasser- und Klärrohre zurückzuführen sei, jetzt aber haben Studien gezeigt, dass im es Freus die Yachtscheiße der Hauptgrund ist.
Aber nicht nur dort wo große Yachtankerplätze liegen, gedeiht die Alge, auch an Stellen, an denen man es eigentlich nicht vermutet hätte, wächst sie prächtig. So z.B, zwischen Espalmador und Espardell. Experten vermuten jetzt, dass auch die Formenterenser Fährschiffe ihre ungeklärten Abwässer direkt ins Meer leiten. Denn erstaunlicherweise konnte keine Firma ausfindig gemacht werden, die dafür zuständig ist die Abwässer der Reedereien auf Ibiza oder Formentera ordnungsgemäß zu entsorgen. Von diesen werden durch Spezialfirmen nur ölhaltige Abwässer, nicht aber Fäkalien abgepumpt. Auch die Hafenbehörde gab an, dass man vertraglich mit keiner Firma verbunden sei, die Yachtabwasser abpumpt es gebe allerdings eine autorisierte, die kleiner Abpumpprozesse durchführe. Er gab zu bedenken, dass die ölhaltigen Abwässer sowieso schädlicher seien, da die anderen ja schließlich zumiondest „biologisch abbaubar“ seien.
++++ BOJEN BESSER +++
Die Meeresschutzorganistaion Oceana hat am Bojen-Projekt-Entwurf einige Verbesserungsvorwschläge angemerkt. So wolle man, dass das Einleiten von „organischen und/oder gefährlichen Substanzen“ von Yachten als illegal eingestuft wird. Oceana erinnerte noch einmal daran, dass gerade die Posidonia extremst sensibel auf Trübung des Wassers reagiere. Man verlabnge eine strenge Kontrolle der dort ankernden Schiffe und harte Bestrafung von Tätern.
+++ BOJEN FRÜHER +++
Das Fischereiministerium der Balearen will nicht, dass die Bojen erst im Mai installiert werden. Denn auch von januar bis Mai würden schon einige – wenn auch wenige- Yachten dort ankern. Somit käme eine Nichtinstallation zu dieser Jahreszeit einer vorsätzlichen Zerstörung der Posidonia dort gleich. Auch Oceana setzt sich dafür ein, dass zumindest einige Bojen im Winter installiert bleiben.
+++ KEINE BOJEN ¿+++
Formenteras Inselregierung sieht schwarz für die Installation von Anker-Bojen an den nördlichen Stränden Formenteras für den Sommer 2012. Grund sei die mangelnde Kooperation der Balearenregierung. Besonders schwere Vorwürfe richtete Formenteras Umweltdezernentin Silvia Tur an den Balearenumweltminister Gabriel Compnay, der „unter dem Druck der Yachtverbände und von gewissen Stellen in Mallorca stehe“.
(Quelle: Diario de Ibiza / Ultima Hora de Ibiza y Formentera Ende Dez´11 / Anfang Jan´12)
Gruß
Akkku
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