hier mal etwas ausführlicher der neueste Stand in Sachen Neptungras:
+++ VERSCHWINDET DIE POSIDONIA ? +++
Formenteras Posidoniawiesen sind in akuter Gefahr. Der massive Ansturm von Yachten, die im Naturschutzgebiet ankern, zerstört dieses einzigartige Meeresgewächs, dass u.a. auch für die extreme Sauberkeit und Klarheit der Gewässer um Formentera verantwortlich ist. Das haben Meeresforscher um die Wissenschaftler Duarte und Manu San Felix jetzt anhand erschreckender Bilder im Diario gezeigt.
Im Laufe des Sommers ankern 1000nde Schiffe über den seit 1999 als Weltkulturerbe geltenden Posidoniawiesen.
Ein einziges Schiff kann innerhalb eines Tages mit seinem Anker einen Hektar Posidoniawiese verwüsten. Meeresschützer fürchten jetzt, dass die Formentera-Posidonia in 3 oder 4 Jahren irreparabel zerstört sein wird. Die Schiffe werfen ihre Anker obwohl es eigentlich im Naturschutzgebiet streng verboten ist und nur –wenn überhaupt- über Sandflächen geankert werden darf. Ganze Fussballfelder an Neptungras werden durch die Anker, die den Meeresboden durchpflügen herausgerissen. Außerdem zerstören die am Boden scheuernden Ankerketten weitere Flächen.
In den letzten 10 Jahren sei die Posidonia zwischen Punta Pedrera und Espalmador schon um 30% bis 40% Prozent reduziert worden. Jetzt sei man kurz vor dem point-of.no-return.
+++ DAS PROBLEM MIT (RIESEN)YACHTEN +++
Speziell die Yacht Turama mit mehr als 100 m Länge wurde von Meeresbiologen als Einzelbeispiel verfolgt, als sie am 26 bis 27 Juli vor dem Illetas ankerte. Der Halbtonnen-Anker des Schiffes mit mehr als 2 m Länge zerstörte innerhalb weniger Minuten durch Herausreissen der Wurzeln die Pflanzungen, deren Wachstum hunderte Jahre gedauert hatte. Alleine die Turama zerstörte so 10.000 qm in einem Tag. Die Zahl ergibt sich durch Sat-Aufnahmen, die die Zerstörung durch Schlingern und Bewegung von Anker- und Ankerkette nachvollziehbar machen.
Kleinere Schiffe richten zwar weniger Schaden an, allerdings gibt es von diesen auch viel mehr und auch ein Schiff mit nur 10 m Länge richtet durch die Länge der Ankerketten immensen Schaden an.
Meereschützer nennen das Kind beim Namen und bezeichnen die Lage „als eine untolerierbare Aggression gegen die Natur“ und prangern ganz explizit „die großen Yachten der Millionäre und Promis“ die nach Formentera hinübersetzen als Verursacher an. „Die Behörden schlafen bzw sind nachlässig.“ Ein einziger zerstörter Hektar Posidonia benötigt 300 Jahre um wieder neu zu wachsen. Ökobojen seien der einzige Ausweg. Außerdem müsse man die Menschen über die Problematik des Ankerns aufklären. Wenn Yachtbesitzer wüssten, was sie anrichten, dann würden sie auch nicht über den Wiesen ankern. Alle Bewohner Formenteras (und Ibizas) müssten helfen die besucher zu sensibilisieren.
Ein Hektar Posidonia bindet soviel CO2 wie 5 Hektar Amazonas Regenwald. Posidonia gilt als das ältetste Lebewesen der Welt, mit Klonabkömmlingen, die bis zu mehreren 10.000 Jahre alt sein können.
+++ VIDEO ZUR MEERESBODENZERSTÖRUNG +++
+++ INSELREGIERUNG ENTSETZT +++
Formenteras Inselregierung hat ihrem Entsetzen über die schrecklichen Bilder vom Meeresboden Formenteras Ausdruck verliehen. Der Meeresbiologe Manu San Felix hatte im Diario de Ibiza Fotos und Videos veröffentlicht und die durch die vor Formentera im Augenblick ankernden Yachten angerichteten Schäden an den geschützen Posidonawiesen aufgedeckt. „im Augenblick herrscht eine absolut chaotische Situation. Jeder ankert wo er will. Keiner fühlt sich zuständig. Die Balearenregierung muss dringend eingreifen um die Schiffe zu kontrollieren. Die Inselregierung allein kann diese Aufgabe nicht schultern.“ In einem Treffen mit Balearenregierungsvertretern will Formenteras Inselrätin für Umwelt jetzt den beklagenswerten Zustand des Weltkulturerbes Posidoniawiesen zur Sprache bringen.
Dass die Öko-Bojen dieses Jahr, im Gegensatz zu den vergangenen fünf, nicht installiert worden seien, sei wahrscheinlich auf fehlende Budgets zurückzuführen, die Inselregierung habe aber zu diesem Thema keinerlei offizielle Antwort der Balearenregierung erhalten.
Die Inselregierung hat jetzt die Hilfe der Guardia Civil angefordert, die mit ihrer GEAS-Einheit (Tauchergruppe) den Meeresgrund in Augenschein nehmen soll und die Schiffe, die über Posidoniawiesen ankern aufspüren soll.
+++ REAKTION DER BALEARENREGIERUNG +++
Das Umweltministerium der Balearen hat gestern verlauten lassen, dass der mangelnde Schutz für die Posidonia-Wiesen die Folge von leeren Kassen sei, die es unmöglich machen, dass im Naturschutzgebiet das nötige Überwachungspersonal eingesetzt werde.
Man müsse sich –so der Umweltminister- eben entscheiden „ob man für das Geld z.B. Flugzeuge für den Krankentransport zwischen Ibiza und Palma oder Park-Ranger einkaufe. Natürlich hätte man am liebsten einen Wachmann hinter jedem Schiff, aber ich würde auch gern für Barcelona spielen“
Die Ökobojen würden noch installiert, aber leider habe die Vorgängerregierung die Ausschreibung des Projekts für das laufende Jahr verschleppt. Man hoffe auf Installierung ab Mitte August. Denn zum Nichtstun sei es zu spät. Im kommenden Jahr müsse man dann die Fristen einhalten um von Beginn des Jahres an gewappnet zu sein und die Alternativ-Ankermöglichkeiten anbieten zu können. Ad hoc könne man den Yaxchtbesitzern nur ans Herz legen über Sandflächen zu ankern und nicht über Neptungras.
Auf die Frage ob man den die Eigner der Turuma denn belangene werde, entgegnete der Umweltminister „nur weil die Presse etwas schreibt, werde man nicht sofort in Aktionismus verfallen. Wir haben es notiert und es wird ein Gutachten geben.“
+++ FOTOGALERIE ZERSTÖRUNG +++
+++ REAKTION DER OPPOSITION +++
Formenteras Oppositionspartei PP warf der Inselregierung vor die Schuld einseitig auf die Balearenregierung zu schieben. Die Inselregierung sei sehr wohl in der Administrationskörperschaft des Naturparks vertreten. Außerdem würden ja auch die Mautgebühren von der inselregierung eingetrieben. Wenn man also diese „Machtbefugnis“ habe, warum dann nicht die über die Bojen bzw Kontrolle der Schiffsparkplätze.
Alle Oppositionsparteien (PP, GUIF, PSOE) sind sich einig, dass die Zerstörung der posidonia auch eine nachhaltige Störung des Tourismus bedeuten würde. Die Regulierung der Ankermöglichkeiten sei eine der dringendsten Angelegenheiten Formenteras.
+++ REAKTION NATURSCHÜTZER +++
Die Meereschutzorganisation Oceana Europa, die größte Meeresschutzgruppe der Welt, hat verlauten lassen, dass man beeindruckt sei von den Bildern die Manu San Felix vom Meeresboden gemacht hat. Man „könne kaum glauben, welche Schäden entstanden seien. Es sei erstaunlich, dass man drastisch werden müsse, um die Behörden von der Notwendigkeit des Schutzes zu überzeugen.“
(Quellen: Diario de Ibiza 11./12.08.2011)
Gruß
Akkku